Der Arzt und die Fackel des Wissens

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„Ein Arzt, der nicht mithilfe der Fackel seines Wissens und seines Intellekts in das innerste Wesen des Patienten eindringt, um alle Tatsachen über den Erkrankten und sein Leiden herauszufinden, ist nicht in der Lage, Krankheiten zu behandeln.“ 

Charaka–samhita

Welcher Mediziner oder Therapeut hat sich nicht schon einmal gewünscht, einfach in den Patienten hineinblicken zu können um die Ursache seines Leidens zu finden? Auch wenn wir keinen Röntgenblick besitzen, so sind wir doch in der Lage etwas viel feineres, sensibleres zu erlernen als alle modernen Apparate in der Lage sind: auf unsere Intuition zu hören! Denn die Kombination unserer Intuition mit unserem erlernten Wissen birgt Potentiale in der Therapie, die wir uns manchmal nicht vorstellen können oder wollen.

Der oben beschriebene Vers dieses Blogs stammt aus der Caraka Samhita Vi.IV/12, eines der ältesten noch erhaltenen medizinischen Werke Indiens. In der deutschen Kurzfassung der CS wird der Vers wie folgt interpretiert: „Ein unwissender Arzt handelt wie ein Blinder in seiner Therapie. Er experimentiert und spekuliert am Kranken und an der Krankheit herum. Ein solcher Arzt heilt durch Zufall einen Kranken, dessen Lebensspanne sicher ist und tötet auf der anderen Seite hunderte, deren Lebensspanne unsicher ist. …Die vedischen Schriften sind das Licht zur Erleuchtung und der Intellekt ist das Auge, das die erleuchteten Gegenstände wahrnimmt. Mit diesen beiden ausgestattet, begeht der Arzt keine Fehler in der Behandlung eines Kranken.“

Der Vers der Caraka wiederspiegelt die medizinische Tradition in Indien, welche in den vedischen Schriften zeigt, wie wichtig doch vor allem der klare Geist des Betrachters (des Arztes) ist um überhaupt durch die Beobachtung des Patienten einen Gesamteindruck zu erhalten. Die Menschen „funktionieren“ heute wie damals gleich. Daher muss ein Arzt von damals wie auch heute über die gleichen Eigenschaften verfügen um erfolgreich behandeln zu können.

Qualitäten eines Arztes

Gemäss Caraka sollten zu den Qualitäten eines Arztes gehören, dass er Freundlich und Empathisch ist (die Bereitschaft und Fähigkeit besitzen, sich in die Einstellung und Probleme anderer Menschen einzufühlen). Dass er sich darüber freuen kann, dass die Krankheit heilbar ist und auch dass Loslösen von unheilbaren Krankheiten. Denn der Arzt sollte sich, trotz Empathie, auch von seinen Patienten distanzieren können, ohne dies für den Patienten bemerkbar zu machen.

Wenn der Arzt keinen reinen Geist hat, nützen ihm sein Fachwissen und sonstige Fähigkeiten nicht viel in der Behandlung von Krankheiten. Denn nur mit einem reinen(sattvischen) Geist erkennt (leuchtet) er das innerste des Patienten. Und nur mit einem reinen Geist, kann er seine individuellen Fähigkeiten so schärfen um keine Fehler in der Behandlung zu begehen.

Die Aufgabe des Arztes

Die Aufgabe des Arztes ist, den inneren Arzt des Patienten zu wecken. Dazu sollte der Behandelnde aber selbst wissen wie das geht. Daher ist es doch von zentraler Bedeutung, dass ein Arzt sich in Themen weiter zu entwickeln vermag, welche seine Persönlichkeit stärken, seinen Verstand schärfen und emphatischer werden lässt (sattva stärken). Sei dies durch Meditationen, allgemeine Bewusstheit fördernde Dinge, Bewegung in der Natur, richtige Ernährung etc.

Seine innere Fackel wird dadurch zum Leuchten gebracht und er wird sein Potential als Arzt voll aus zu schöpfen vermögen.

(Rebekka Heckendorn | SEVEN-Ayurveda)
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