Kurkuma-Therapie bei rheumatoider Arthritis

Haben Sie sich auch schon mal gefragt, warum die Schulmedizin manche Erkrankungen bei Patienten einfach als unheilbar abhakt? Gerade in der heutigen Zeit, in der es immer mehr chronische Erkrankungen gibt und ebenfalls immer mehr naturheilkundliche Verfahren gute Wirkungen zeigen. Manchmal mag man fast glauben, dass die Schulmedizin mit ihrem „Latein“ an eine Grenze gestossen ist, trotz tausender Euros die jährlich in die Forschung investiert werden.

Die Verfasserin dieser Arbeit hat einige Zeit in der Rheumaliga Bern (Schweiz) gearbeitet. Dort wurde sie tagtäglich mit „Rheuma“ (aller Kategorien), einer sehr häufigen und chronischen Erkrankung, konfrontiert. Die Betroffenen sind meist mit mässigem Erfolg mit Medikamenten und Physiotherapie/Krankengymnastik behandelt worden, was der Volkswirtschaft erhebliche Kosten verursacht. Zunehmend wenden sich daher die Betroffenen alternativen Heilmethoden zu, wie auch der Ayurveda Medizin.

„Der Ayurveda ist ein ganzheitlich ausgerichtetes Gesundheitssystem, das von der WHO als traditionelle Medizin Indiens anerkannt ist.“(1)

Was ist Ayurveda?

Der Ayurveda ist ein holistisches (2) medizinisches System aus dem alten Indien. Eines der ältesten medizinischen Systeme überhaupt.

Ayurveda ist ein Wort aus der altindischen Sprache, dem Sanskrit. Es setzt sich aus den zwei Silben „ayus“ (Leben) und „veda“ (Wissen) zusammen. Ayurveda bedeutet

also das Wissen oder die Wissenschaft vom Leben. (3)

Der Ayurveda ist ein ganzheitliches System, da es den Menschen nicht nur aus anatomischer und physiologischer Sicht betrachtet, sondern viele verschiedene Aspekte und Ebenen des menschlichen Lebens mit einbezieht, wie zum Beispiel die richtige Ernährung, Psychologie, den Umgang mit der Natur (auch Astrologie), Körperbehandlungen, Kräuterlehre, Bewegungslehre (wie Yoga) sowie auch Tages- und Jahreszeiten und auch Meditation/Spiritualität.

Die folgende Arbeit wird sich vor allem mit dem Thema Kräuterlehre (insbesondere mit dem Kraut/der Knolle Kurkuma), auch Dravya-guna-karma-vijñãna genannt, befassen. Denn die Königin der Gewürze, „Kurkuma“, ist eine faszinierende einfache Knolle/Rhizom mit äusserst vielfältigen Wirkungen, welche genau im Bereich „Entzündungen“ oft eingesetzt wird.

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Einführung in das Ayurvedische System

Das Ayurvedische System der Medizin wird schon seit über 2‘000-5‘000 (4) Jahren tagtäglich in Indien praktiziert. Die ganzheitliche Betrachtungsweise eines jeden Lebewesens ist nicht nur Teil der Ayurveda Medizin, ebenfalls andere Naturheilverfahren befassen sich zunehmend mit holistischen Systemen (z.B. TCM(5)). Seit vielen tausend Jahren ist in den alten Kulturen unserer Welt bekannt, dass jeder Mensch ein Individuum ist und ebenfalls als solches therapiert werden muss. Nicht die Krankheiten stehen im Vordergrund, sondern die Auslöser. In der ayurvedischen Medizin entstehen die Krankheiten meist als Disharmonie des inneren Gleichgewichtes, denn immer wenn wir mit einem krankmachenden Auslöser in Berührung kommen verändert sich dadurch unser Gleichgewicht. Mit dem Aufspüren der Auslöser hilft der Ayurveda den Patienten auch, sich selbst bei der Heilung aktiv zu beteiligen.

„Gegenüber der modernen Medizin, die primär eine Heilkunde ist, hat Ayurveda eine dreigestaltige Funktion:
1. Präventiv = als Gesundheitskonzept und persönliche Hygiene für jedermann;
2. Psychologisch = als Lebensphilosophie, welche die wichtigen Aspekte der menschlichen Existenz regelt;
3. Kurativ = als Medizin- wissenschaft mit einem ganzheitlichen Konzept von Gesundheit, Krankheit und umfangreichen Heilmethoden.“ (6)

Typisch für das Ayurvedische System ist auch, dass Ayurveda immer mit allen Ebenen oder Aspekten gleichzeitig (Psychologie, Ernährung etc.) arbeitet und nicht wie in der Schulmedizin nacheinander. Alle Aspekte zusammen bilden eine Einheit und können nicht getrennt voneinander betrachtet oder behandelt werden. Ayurveda-Mediziner beziehen bei der Behandlung ihrer Patienten nicht nur Ernährungsgewohnheiten, Jahreszeiten, tägliche Abläufe mit in die Anamnese ein, sondern ebenfalls die Bestimmung der persönlichen Konstitution.

Die Konstitutionsbestimmung

Die Einteilung der körperlichen Konstitution in die drei Doshas Vata (Wind- Bewegung), Pitta (Feuer-Stoffwechsel) und Kapha (Wasser-Struktur) ist die Basis der Ayurvedischen Behandlungen. Auch Nahrungsmittel, Pflanzen und Behandlungen werden mit dem Dosha-System bestimmt und zusammen mit den 5 Elementen eingeteilt. Jeder Mensch trägt alle drei Doshas in sich, aber jeweils in einer anderen Ausprägung. Das Ziel des Ayurveda ist es, die Doshas in ihr natürliches Gleichgewicht zu bringen. Denn durch ein Ungleichgewicht der Doshas können Krankheiten und Mängel entstehen.

In der westlichen Medizin wird jeder Mensch und ebenfalls die Krankheiten als anatomisch gleich dargestellt, ganz im Gegenteil zum Ayurveda. Jeder Mensch reagiert anders auf z.B. psychische Belastung, Reize von aussen, Jahreszeiten und eben auch auf die Elemente oder ein Ungleichgewicht im Körper. Der Ayurveda zieht all diese Aspekte in die Behandlung mit ein und versucht so wieder ein Gleichgewicht für Körper, Geist und Seele herzustellen.

Wirksamkeit und Grenzen

Das Ayurvedische Heilsystem schöpft aus einem Jahrtausende alten Erfahrungsschatz, der über Generationen hinweg überliefert wurde. Die Basis der angewandten Therapie besteht zu einem Grossteil aus der Kräuterheilkunde, welche durch Verabreichen von Tinkturen, Tabletten, Ölen, Gewürzen etc. besteht. Wie das aber in der Natur so üblich ist, braucht alles seine Zeit, so auch im Ayurveda. Die Ayurvedische Heilkunde stösst da an ihre Grenzen, wenn es um akute Notsituationen geht oder auch bei Unfällen (Knochenbrüche, akute Verletzungen etc.).

Ayurveda als Prävention

Der Ayurveda befasst sich aber nicht nur mit der Therapie und Beseitigung von Krankheiten, sondern ebenfalls auch mit der Vorbeugung/Prävention derer und mit Angaben, wie man das Glück im Leben finden kann. Somit dient der Ayurveda nicht nur zur Krankheitsbekämpfung, sondern kann als Lebensphilosophie, oder als Lebensstilführung bezeichnet werden. Denn als wesentlicher Unterschied zur klassischen westlichen Medizin legt der Ayurveda den Focus auf die Gesundheit und deren Erhaltung und nicht auf die Krankheit und deren Bekämpfung.

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Einführung in die ayurvedische Pharmakologie

Die ayurvedische Pharmakologie wird im Sanskrit7 Dravya-guna-karma-vijñãna genannt. „Das Wissen (vijñãna) von den Substanzen (dravya) innewohnenden (8) Eigenschaften (guna) und deren Wirkung (karma) auf den menschlichen Körper“ .

Der Ayurveda besagt, dass wir jegliche Substanzen als Heilmittel verwenden können, wenn die Verarbeitungsform oder Kombination die Richtige ist. Auch giftige Stoffe werden verabreicht, mit dem Wissen um Umwandlung und Detoxifikation (9).

„Es existiert keine Substanz, die nicht therapeutisch eingesetzt werden könnte.“(10)

Das ayurvedische Heilsystem besteht schon seit vielen tausend Jahren. In dieser Zeit wurden tausende von Pflanzen, Substanzen und Kombinationen erforscht, getestet und in den alten vedischen Texten erfasst. Das wichtigste Werk für die dravya-guna-karma-vijñãna hat Kanada (11) verfasst, das „Vaisesika-sutra“ (12)

Aber die Pflanzen wurden seit jeher in allen Lebensbereichen eingesetzt: Zum Essen, für Kosmetik, Kleider, Seifen etc.


Dravyas und ihre Energetik

Ein wichtiger Aspekt in der Verwendung der Dravyas (Substanzen) ist deren Energie und Eigenschaften. Sie werden eingeteilt in:

  • deren sechs Geschmacksrichtungen (rasa), welche direkt wahrnehmbar sind: süss, sauer, salzig, scharf, bitter, herb. In einer Dravya sind normalerweise immer mindestens zwei Rasas oder mehr vorhanden.

  • deren Eigenschaften (guna), welche nicht unbedingt wahrnehmbar sind. Diese werden unterteilt in 10 Paare (gurvadi-guna) wovon 4 Paare meist hervor- gehoben werden (schwer-leicht, kühlend-erhitzend, feucht-ölig-trocken, mild- scharf)

  • deren Wirkung nach der Verdauung (vipaka). Für das Vipaka sind nur drei Rasas relevant: süss und salzig wird zu süss, sauer bleibt sauer und scharf, bitter und herb werden zu scharf.

  • deren Energie (virya), welche auch thermische Potenz genannt wird und aus erhitzend oder kühlend besteht. Die Rasas werden auch hier unterteilt: scharf, sauer und salzig wirken erhitzend und süss, herb und bitter wirken kühlend auf den Körper.

  • deren spezifische pharmakologische Wirkung (prabhava). „Heilpflanzen besitzen subtilere und spezifischere Kräfte, die den Verstand transzendieren und nicht in ein energetisches System eingeordnet werden können. Mit Prabhava wird die besondere Wirkung einer Heilpflanze bezeichnet, ihre Einmaligkeit jenseits der allgemeinen Regeln“ (13)

  • deren eigentliche Wirkungen (karma), auch bezeichnet als: „Reaktion eines Organismus auf eine Substanz“. (14)

Die Grundlage oder Basis dieser Einteilung bilden die fünf Elemente (pañca- mahabhutas), denn „der Geschmack einer Substanz entsteht nicht zufällig, vielmehr steht er in direkter Beziehung zu seiner elementaren Zusammensetzung. Es sind immer zwei Elemente, die in einer Geschmacksrichtung vorherrschen von den fünf Elementen Raum-Luft-Feuer-Wasser-Erde“ (15).


Doshas, Dravyas und Krankheiten

Eines der Konzepte der ayurvedischen Therapie ist es, das Gleichgewicht der Doshas zu erhalten oder wieder herzustellen gemäss der eigenen Prakriti. „Der Ayurveda bedient sich verschiedenster Methoden. Neben speziellen konstitutionsgemässen diätetischen Massnahmen und den Behandlungen des Pancakarma sind dies vor allem pflanzliche Arzneien. Denn die Phytotherapie ist tonangebend im ayurvedischen Behandlungskanon.“(16)

Bei allen Dravyas steht immer auch die Wirkung auf die Doshas im Vordergrund. Der Dravya, oder einer Heilpflanze, selbst kann auch ein Dosha zugeteilt werden, z.B. eine üppige Pflanze mit viel Saft stellt eine Kapha-Dravya dar, wird daher in der Therapie eher nicht für Kapha Problematiken eingesetzt.

Für den Therapeuten ist es wichtig zu wissen, welche Doshastörung die jeweilige zu behandelnde Krankheit auslösen kann, über welche Grundkonstitution (prakriti) die zu behandelnde Person verfügt und welche Ursachen und Symptome vorliegen. Denn mit einer guten Anamnese kann auch die passende Dravya zur Therapie ausgewählt werden. Im Wissen welche Dravyas welche Doshas erhöhen, senken oder nicht tangieren und in welchem Kriyakala-Stadium (sechs Krankheitsstadien) welche Dosis oder welche spezifische Dravya gegeben werden sollte.

Im Trisutra-Ayurveda ist der erste Punkt Hetu (Krankheitsursache), welcher der Auslöser einer Erhöhung der Doshas darstellt. Es ist am einfachsten, wenn so früh wie möglich hier schon mit Ernährung, Dravyas, Verhalten etc. eingegriffen werden kann.

Der zweite Punkt des Trisutra-Ayurveda sind die Symptome. Dieser Punkt ist wichtig um dieses Stadium der Kriyakala zu erkennen. „Diese beinhalten die verschiedenen Stadien abnormaler Dosha-Aktivität und bilden zusammen den Prozess der Krankheitsentstehung. In diesen Stadien bietet sich noch die Gelegenheit für eine therapeutische Intervention, bevor ernsthafte, möglicherweise irreparable Schäden im Körper entstehen (Stadium 6. Bheda).“ (17)


Dravyas und der Bezug zur Medizin

Die Pharmakologie besitzt im Gesamttherapiesystem der Ayurveda-Medizin einen sehr hohen Stellenwert, da sie in allen drei Teilen der rationalen Therapie eingesetzt wird. In der Vermeidung der Ursachen, z.B. durch spezifische Kräuter in der Ernährung, tägliche Einnahme von Rasayanas oder richtige Stimulation des Agnis mit diversen Dravyas. In der Reinigung, z.B. durch Massagen mit medizinierten Kräuterölen oder durch Virecana (Darmreinigung) mit abführenden Kräutern. In der Linderung, z.B. durch Heilmittel und Ernährung.

Und auch hier greift die Pharmakologie direkt auf das wichtigste Konzept der Ayurveda-Therapie ein: Das Tridosha-System.


Die Behandlung mit Dravyas fängt schon bei der Gesundheitsprävention an. Mit diversen Dravyas (auch als Kräuter und Nahrungsmittel) wird schon die Entstehung von Krankheiten vermieden, durch die Stärkung der Immunität. Dahingegen ist die klassische Pharmakologie nur gezielt auf Krankheiten heilen und Symptome bekämpfen ausgerichtet.

Ein wichtiger Aspekt ist natürlich die Einteilung der Dravyas in ihre Energetik durch die genaue Analyse derer Eigenschaften und spezifischen Wirkungen. Der Bezug der Substanzen (Dravyas) zu den Doshas und somit zu den fünf Elementen ist elementar und so ergibt sich ein Kreis, in dem Alles in Interaktion miteinander steht. Denn auch ein besonderes Merkmal der ayurvedischen Pharmakologie ist, dass der Mensch als Teil der Natur und des Universums im Mittelpunkt steht und so auch zu einem Teil der Dravya wird. Denn alle Materie entsteht aus den fünf Elementen!

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Kurkuma

„Dir robuste, krautartige Pflanze wächst kraftvoll aus einem knollenartigen, fleischigen Wurzel-Rhizom, das sich im Erdboden wuchernd ausbreitet. Sie ist unter verschiedenen Namen und Bezeichnungen bekannt, zum Beispiel als Gelber Ingwer, Gelbwurz, oder Gelbwurzel oder auch indischer Safran. In englischsprachigen Ländern ist sie als Turmeric oder auch als Curcumin populär. Die lateinische Bezeichnung lautet Curcuma longa.“ (18)

Die Kurkuma gehört zu den Ingwergewächsen. Wie auch beim uns bekannten Ingwer wird der Teil verwendet, der unter der Erde ist, das Rhizom. Dies ist nicht die Wurzel, sondern ein Sprossensystem, das einer Wurzel ähnelt. Das Rhizom der Kurkuma zeichnet sich durch ihren hohen Gehalt an Bitterstoffen aus, welche im Ayurveda vor allem bei Pitta-dominanten Erkrankungen von Vorteil sind, da Bitterstoffe Pitta reduzieren. Aber auch in der klassischen Naturheilkunde haben Bitterstoffe einige positive Wirkungen, wie lebertonisierend, antitoxisch, entgiftend, keimtötend, fiebersenkend, durstlöschend, entzündungshemmend und juckreizstillend. (19)

Kurkuma im Ayurveda

In Indien wird Kurkuma als Gewürz in fast jedem Gericht verwendet, denn Kurkuma ist nicht nur ein toller Geschmacksverstärker und gelber Farbstoff. Die Inder wissen schon seit langem, dass Kurkuma ein Allerheilmittel und Immunstärker ist. Es wirkt durch die tägliche Einnahme wie ein ganz natürliches Antibiotikum. Aber auch als einfaches Mittel gegen Blähungen und Magen-Darmbeschwerden wird die Knolle eingesetzt.

In der ayurvedischen Medizin wird die Kurkuma als Tridosha-Präparat verwendet. Ihre Energetik ist wie folgt: das Rasa ist bitter, scharf und herb. Guna ist leicht und trocken. Vipaka ist scharf. Virya ist erhitzend. Es reinigt und stärkt das Rakta Dhatu. Sie wird vor allem verwendet bei Hautkrankheiten, Entzündungen, Vergiftungen, Leber- Galleerkrankungen, Toxinbelastungen, Heuschnupfen, Erkältungserkrankungen, zur Wundheilung, bei Konjunktivitis, Mandelentzündungen, Herpes und auch bei Zahnfleischerkrankungen.


Die moderne Forschung und Kurkuma

Die moderne Forschung ist wegen ihrer krebshemmenden Wirkung seit längerem sehr interessiert an den Wirk- und Inhaltsstoffen der Kurkuma. Es wird viel geforscht und es gibt schon einige Studien (20), Artikel und Veröffentlichungen von Experten, welche belegen, dass Kurkuma genauso gut, wenn nicht sogar besser wirkt als viele Medikamente auf dem Markt, vor allem aus dem Grund, dass sie nebenwirkungsfrei ist. Folgende Medikamente könnten in Zukunft vielleicht durch Kurkuma ersetzt werden: z.B. Entzündungshemmer, Blutverdünner, Cholesterinsenker, Antidepressiva, Antidiabetika und Chemotherapeutika. (21)

Die Pharmaindustrie versucht schon lange das „Curcumin, die polyphenolische, gelb färbende Verbindung aus Curcuma“ (22) in einer bioverwertbaren Form herzustellen. Sie haben die komplette Strukturformel des verzweigten Moleküls aus Wasserstoff, Kohlenstoff und Sauerstoff entschlüsselt, doch weder in Tierversuchen noch in klinischen Humanversuchen erbringt es die Wirkung wie die komplette natürliche Knolle. Denn jedes Curcumin-Molekül aus der Natur zeigt eine andere Form, keines

ist absolut gleich. Hingegen sind alle chemischen Curcumin-Partikel geklont. (23) Das zeigt, dass wir die Natur zwar in ihre Bausteine aufschlüsseln können, aber wir noch immer nicht wissen, wie das energetische Zusammenspiel der einzelnen Teile funktioniert.

In der ayurvedischen Philosophie (vaisesika-darsana) wird die Dravya (Substanz) beschrieben mit „untrennbarer Sitz von Guna, Karma und einer inhärenten (miteinander verbunden) Ursache. Jede Pflanze, und jede daraus erfolgte Substanz hat in der Verbundenheit mit den Elementen seine eigene energetische Wirkung. Wird diese isoliert, entsteht eine neue Dravya (Substanz) mit einer neuen energetischen Wirkung. Daher wird es nicht möglich sein, die Wirkung von der Kurkuma anhand der Isolation des Curcumin genauso auf künstlichem Weg herzustellen.

Kurkuma als Entzündungshemmer

Es ist bekannt, dass Entzündungen oft die Vorläufer oder Verursacher von Beschwerden und Krankheiten sind. Die Entzündungen können verschiedenste Auslöser haben. Von falscher Ernährung, innerer Anspannung (Stress), Bakterien/Vieren über etliche noch ungeklärte Ursachen.

„Viele aktuelle Studien haben bestätigt, dass Kurkuma ein ausgezeichneter Entzündungshemmer ist und dass sie allein durch diese Eigenschaft vielfach Nutzen für unsere Gesundheit bei zahlreichen Erkrankungen bringen kann. Der Powerstoff hemmt nachweislich die Synthese der entzündungsauslösenden Prostaglandine (Gewebshormone) und wird daher von der WHO zunächst einmal gegen Rheuma (Arthritis und Arthrose) empfohlen.“ (24)

Im Ayurveda steht die Entzündung normalerweise für eine Pitta-Problematik. Aber bei der Gelenksentzündung, wie im Falle einer rheumatoiden Arthritis kommen alle drei Doshas mit ins Spiel, sowie auch eine ama-Problematik.

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Begleittherapie von RA mit Kurkuma

Wie in der Energetik der Kurkuma beschrieben (siehe Kapitel 3.2) ist das Virya heiss (warm), weshallb es wiederum sehr gut ist, um Vata und Kapha zu senken. Auch hat es ein Rasa + Vipaka von „scharf“ und es ist bitter. Eigenschaften, die helfen, die Srotas und Rasa-Dhatu zu reinigen, um Ama auszuleiten. Im Falle einer starken Ama-Belastung muss unbedingt eine stoffwechselanregende Behandlung allen anderen Massnahmen vorgezogen werden. Aber auch hier kann gut mit Kurkuma gearbeitet werden, einfach in Kombination mit Pippali (stark agni-anregend und dadurch ama-reduzierend. Dies ist sehr gut bei allen Autoimmunerkrankungen (26), da auch Kurkuma seine Wirkung mit der Beigabe von Pippali oder einfachem schwarzen Pfeffer vervielfacht.

Allgemeine ayurvedische Therapie bei RA

Wenn das Ama beseitigt ist, werden die Transportfunktionen des Körpers (Srotas) geöffnet, um den Abtransport des umgewandelten Ama’s zu gewährleisten. Für gewöhnlich treten dann die Vata-Symptome in den Vordergrund, vor allem der Schmerz und die Trockenheit. Somit muss sich dann die Therapie auf das Vata-Dosha konzentrieren. (27)

Folgende Therapieformen in Kombination mit Kurkuma können angewendet werden:

Wärmebehandlung mit trockenen Kurkuma-Säckchen bei entzündeten Gelenken

In der klassischen Medizin werden Entzündungen jeweils immer mit kühlenden Therapien gemildert. Anders in der ayurvedischen Therapie. Da das Ama und somit auch die Substanzen, welche die Entzündungen fördern, schnellstmöglich aus dem betroffenen Gewebe abtransportiert werden sollen, wird die Durchblutung mittels Wärmezufuhr gesteigert. Bei einer kühlenden Anwendung würden die Rakta-Srotas (Blutbahnen) verengt und der Abtransport verhindert werden.

„Bei Ama-Vata ist die Wärmezufuhr besonders hilfreich, da sie sowohl Ama als auch Vata reduziert. Bei Ama ist trockene Wärme zu empfehlen, da Ama von Natur aus schleimig und feucht ist.“ (28)

Eine äussere Anwendung, die mit Kurkuma durchgeführt werden kann, sind heisse und trockene Baumwollsäckchen, welche mit Kurkuma gefüllt werden und zu einem Pinda (Beutel) gebunden im Ofen bei 100 Grad erwärmt werden. Diese werden dann auf das betroffene Gelenk aufgetupft (mehrmals pro Tag).


Therapie mit Kurkuma bei starken Gelenkschmerzen

Eine Möglichkeit ist eine Packung (Lepa) auf das betroffene, schmerzende Gelenk aufzutragen indem Guggulu-Harz zermörsert wird und in einer halben Tasse Wasser mit Kurkumapulver aufgekocht wird. Die Lösung wird dann auf das Gelenk aufgetragen und mit einer dünnen Kompresse fixiert. (29)

Therapie bei starken Vata-Symptomen mit Juckreiz

Als bestes Vata-senkendes Dravya steht Asvagandha (Withania somnifera), das dreimal täglich in Kombination mit Kurkuma (gegen den Juckreiz) eingenommen werden kann. „Asvagandha hilft aufgrund seiner ebenfalls entzündungshemmenden und schmerzlindernden Eigenschaften bei rheumatischen Erkrankungen und sie wirkt stark beruhigend auf das Nervensystem“ 30 (was bei Vata-Symptomatiken hervorzuheben ist).

Das starke Trio

Die Bioverfügbarkeit (31) des in der Kurkuma enthaltenen Kurkumins soll sich durch die Kombination des im schwarzen Pfeffer enthaltenen Piperin um bis zu 2000 Prozent steigern lassen. Daher ist es sicherlich empfehlenswert diese zwei Dravyas zu kombinieren. Sei es bei der Einnahme als Churna (Pulver) oder einfach beim Würzen der Speisen.

„Bekanntlich passieren Fettstoffe die Blut-Hirn-Schranke leichter, finden auch rascher den Weg durch die ölig-feuchten Schutzmembranen von Zellen und auch der inneren sensiblen Schutzhülle um den Zellkern.“(32) Da die Behandlung der rheumatoiden Arthritis vor allem auf Vata-Senkung basiert (nach der Ama-Ausleitung) kommt die Psyche hier ebenfalls ins Spiel. „Die Kurkuma symbolisiert mit ihrer Leuchtkraft Sonnenlicht und Energie und enthält eine Menge Psychohormone. Besonders die Kombination von Kurkuma und Piperin gilt als natürliche Alternative bei der Behandlung von Depressionen.“(33) Somit sollte zur Churnakombination aus Kurkuma und schwarzem Pfeffer unbedingt noch Ghee (geklärte Butter) hinzugefügt werden. Ghee ist zwar kühlend, aber durch seine ölige und nährende Eigenschaft ist es ein tolles Anti Vata Mittel. Zudem reinigt Ghee den Organismus und hat eine ebenfalls entzündungshemmende Wirkung.

Kurkuma in Kombination mit Silizium

„Silizium (auch als Kieselsäure bekannt) ist ein Hauptbestandteil von vielen Mineralien und das dritthäufigste Spurenelement im Organismus. Es ist für den Aufbau des Bindegewebes und damit auch für die Knochen von grosser Bedeutung.“ (34)

„Da Silizium bei der Ausheilung von Entzündungen eine wichtige Rolle spielt, liegt es nahe, es mit Kurkumin zu kombinieren, um sich gegenseitig verstärkende Effekte zu erzielen. Der international bekannte Facharzt Dr.med. Bodo Köhler verwendet diese Kombination zusammen mit Magnesium erfolgreich in seinen Behandlungen von Entzündungsprozessen bei Krebs, Rheuma, Leberzirrhosen usw.“ (35)

Empfohlene Dosierung

Das Kurkumapulver, welches ganz natürlich aus der Knolle (Rhizom) hergestellt wird, kann in hohen Dosen von bis zu 8g pro Tag verabreicht werden. Am besten ist die Einnahme von 1-3g Kurkumapulver dreimal pro Tag mit Honig oder Ghee, da das Kurkumapulver nur sehr schwer wasserlöslich ist.

Ebenfalls ist zu empfehlen, das Kurkuma-Gewürz zum Kochen in jeder Mahlzeit zu verwenden, da es nicht nur ein guter Geschmacksträger ist, sondern auch als Salzersatz (bei salzarmer Kost) dienen kann.

Nebenwirkungen

Die Einnahme des natürlichen Rhizompulvers in einer angemessenen Dosierung gilt als unbedenklich. Vereinzelt kann es zu Vata-Störungen kommen, da Kurkuma doch sehr bitter ist und somit zu einer Trockenheit führen kann. In der Kombination mit Ghee sollte dies aber verhindert werden können.

Personen, die blutverdünnende Medikamente zu sich nehmen, sollten vorsichtig sein mit zu hohen Dosen, da Kurkuma leicht blutverdünnend wirkt.

Anders sieht es jedoch aus, wenn der Inhaltsstoff Kurkumin in der medizinischen Therapie als Kapsel verabreicht wird. Da Kurkumin von der Pflanze separiert wird gilt es im Ayurveda als neue Dravya, somit hat dieser Wirkstoff auch andere Wirkungen und Nebenwirkungen. Das Kurkumin wird auf künstlichem Weg im Labor hergestellt und somit sehr konzentriert. Schon ab der Dosis von zwei Gramm wurden beträchtliche Nebenwirkungen festgestellt, wie: Durchfall, Übelkeit, Blutdruckschwankungen, Magenschmerzen. Auch fand man in den USA heraus, dass zu hohe Dosen des Kurkumins das Eisen im Körper binden und dies einen Eisenmangel verursachen kann. (36)

Ausblick

Die rheumatoide Arthritis ist eine sehr komplexe Erkrankung des rheumatischen Formenkreises, zumal nicht genau bekannt ist, was die Autoimmunreaktion wirklich auslöst. In der klassischen Medizin werden nebst der Bewegungstherapie meist nur Medikamente verschrieben, die beträchtliche Nebenwirkungen hervorbringen. Eine Chance auf Heilung besteht nicht, nur auf Eindämmung der Symptome.

Im Ayurveda wird die Therapie an der Wurzel begonnen. Dort, wo die klassische Medizin keine Antwort auf die Entstehung der RA (rheumatoide Arthritis) hat, ist die Ursache (Hetu) im Ayurveda meist eindeutig eine Ama-Problematik. Die Therapie wird dadurch nicht einfacher, ganz im Gegenteil. Gute Erfolge werden vor allem mit einer stationären Behandlung in einer Ayurveda-Klinik erreicht, in der diverse Therapiemethoden ineinander übergreifend angewendet werden (wie z.B. Ernährungstherapie, Pflanzenpräparate, Reinigungen und Körperbehandlungen).

Die Kurkuma ist sicherlich ein Gewürz, welches unterstützend in der Ernährungstherapie der RA nicht fehlen sollte. Jedoch wird es in der Ayurveda- Medizin selten als Medikament eingesetzt, da noch viel effektivere ayurvedische Präparate bestehen wie z.B. Guggulu. Vielleicht wird die Kurkuma aber auch in Indien ein bisschen unterschätzt, da sie als Allerheilmittel im täglichen Gebrauch als Gewürz verwendet wird und somit in der medizinischen Anwendung an Popularität verloren hat.

Da die Pharmaindustrie das Gewürz Kurkuma nicht patentieren lassen kann, sondern nur den synthetisierten Inhaltsstoff Kurkumin, wird in die Erforschung des Kurkuma wohl auch in Zukunft nicht sehr viel Geld und Zeit investiert werden. Somit bleibt nur der Selbstversuch der jeweiligen Patienten.

Des Weiteren zeigt die Kurkuma als frisch geschnittene Knolle oder aber als Pulver keine Nebenwirkungen und kann auch als Gewürz in der Küche wunderbar eingesetzt werden. Daher sollte diese auf jeden Fall als Begleittherapie bei einer rheumatoiden Arthritis eingesetzt werden.

 

Literaturverzeichnis
1,
3, http://www.ayurveda-journal.de/ayurveda-medizin
2, http://de.wikipedia.org/wiki/Holismus
Jean-Pierre Crittin, Ayurvedische Psychologie, 2011
4, 25, 26, 27, 28, 29, Gupta, Stapelfeldt, Rosenberg, Ayurveda Manualtherapie und Ausleitungsverfahren, 2006
5, www.tcmswiss.ch
6, 14, 15, H.H.Rhyner, Das neue Ayurveda Praxis Handbuch, 2011
7, http://www.buddhismus.dogmai.de/sanskrit.html
8, Srikanta Sena, Ayurveda Materia Medica, 2007
9, http://de.wikipedia.org/wiki/Entgiftung
http://www.dieuniversitaet-online.at/beitraege/news/ayurveda-wort-fur- wort/10/neste/128.html
11, http://www.hinduismus.de/main_philosophie.htm
13, 16, V. Lad+D.Frawley, die Ayurveda Pflanzenheilkunde, 2013
17, 30, H.H.Rhyner+B.Frohn, Heilpflanzen im Ayurveda, 2006
18, 22, 23, 32, 36, Klaus Oberbeil, Kurkuma – Die heilende Kraft der Zauberknolle, 2012
19, Christian Widner, Kurkuma-Longa die heilige Pflanze Indiens, 2013
20, http://www.greenmedinfo.com/substance/turmeric/
21, 24, 33, 35, Bettina-Nicola Lindner, Kurkuma, 2014
SN. Gupta+E. Stapelfeldt, Praxis Ayurveda-Medizin. 2009
34, www.onmeda.de/naehrstoffe/silizium.html

 

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