Panchakarma in der Ayurveda-Medizin

Wie gelingt es der Ayurveda- Medizin mithilfe der Methoden zur inneren Reinigung im Körper angesammelte, belastende Substanzen effektiv auszuleiten?

Viele gesundheitsbewusste Menschen lassen sich im Frühling mittels einer Entschlackungs- Detoxkur reinigen, sie legen eine Fastenwoche ein oder gehen nach Indien in eine Panchakarmakur. Es ist „Trend“ sich von den sogenannten Schlacken und Giften zu trennen. Wie viele von diesen Menschen wissen aber wirklich was eine Panchakarmakur ist und was diese ausmacht? Wie viele wissen, dass eine gute Reinigung des Körpers kein Waldspaziergang ist und vor allem kein Wellness?

Egal welche Art von Reinigungskur man sich seinem Körper gönnt, eine gute Vorinformation ist wichtig um sich auch mental auf diese Zeit der Körperarbeit einstellen zu können.

Was bedeutet Panchakarma?

Panchakarma ist ein Verfahren aus der ayurvedischen Medizin, welche mit verschiedenen Methoden im Körper angesammelte, belastende Substanzen effektiv ausleitet. Anscheinend wurden auch schon im alten Ägypten, Mesopotamien, Persien und Südamerika die Methoden der Panchakarma angewendet um Krankheiten zu bekämpfen. (1)

In unserem Alltag ist der Körper ständig diversen Giftstoffen, Verunreinigungen, freien Radikalen und Stress ausgesetzt, die sich in den Zellen, Geweben und den Doshas festsetzen. Gemäss Dr. S.N.Gupta ist Panchakarma wie beim Färben eines Tuches: wenn das Tuch nicht gereinigt und strahlend weiss ist, wird die Farbe beim Färben fleckig und ungleichmässig werden. Somit soll unser Körper zuerst intensiv gereinigt werden, bevor weitere Therapieschritte indiziert werden.

Durch die Ausleitung und Reinigung mit Panchakarma werden sämtliche Funktionen des Körpers entlastet und die eigenen Selbstheilungskräfte aktiviert. So zeigt sich Panchakarma sehr hilfreich auch bei komplizierten Erkrankungen, bei denen andere Verfahren oft versagen, da es die Ursachen an der Wurzel entfernt.(2)

 

Aus einer unreifen Mango kann kein Saft ausgedrückt werden. Sie muss erst zum Reifen gebracht werden. So kann man aus einem unvorbereiteten Körper auch keine Schlackenstoffe ausleiten.
(Autor unbekannt)

Der Aufbau einer Panchakarma Kur

Die Panchakarma Reinigungsmethoden sind bereits sehr alt und werden seit vielen Jahrhunderten erfolgreich angewendet. Mit einem komplexen System aus fünf (panch) Handlungen (karma) werden giftige Substanzen, Stoffwechselschlaken und Krankheitsursachen ausgeleitet. Die stark aggravierten (überschüssigen) Doshas (bahu-dosa) werden entfernt und die Dosha-Balance wieder hergestellt. Die fünf Ausleitungsverfahren werden entsprechend der individuellen Erkrankung gewählt und auf den allgemeinen Gesundheitszustand abgestimmt. (3)

Auch die Manualtherapeutischen Verfahren sind reinigende Massnahmen. Jedoch verstehen sich die Panchakarma Methoden als innerliche Reinigung, vor allem via Magendarmtrakt, bis aber tief in alle Zellschichten. Sogar der Geist wird klar. Panchakarma ist eine sehr tiefgreifende Therapie, bei dieser es die aktive Mithilfe, Geduld und Kooperation des Klienten benötigt sowie ein gutes Einfühlungsvermögen des Therapeuten.

Die Ausleitungsverfahren (shodana)

Das Konzept der ayurvedischen Ausleitung besteht aus einer Kombination verschiedener Einzelverfahren von Vorbereitung (purva-karma), Ausleitung (pradhana-karma) und Nachbehandlung (pascat-karma). Die pathologischen Akkumulationen werden zunächst aus Gewebs- oder Zellverbänden gelöst, dann dem Verdauungstrakt zugeführt und danach drastisch ausgeschieden mittels den Hauptausleitungsverfahren (Vamana-Erbrechen, Virechana-Abführen, Bastis-Einläufe, Nasya-Nasenreinigung, Rakta Moksana- Aderlass/Blutentzug). (4)

Die Vorbereitungsphase (purva-karma)

„Entscheidend für die Intensität der Reinigung und somit für den Gesamterfolg der Ausleitung ist die gezielte Vorbereitung des Klienten.“(5) Zusammenfassend kann die Vorbereitungsphase wie folgt beschrieben werden: „Aufweichen, Mobilisation der Verbindungen von Doshas mit den Dusyas und Srotas, Rücktransport der drei Doshas in den Gastrointestinaltrakt.“ (6)

Wichtig in der Vorbereitungsphase ist die Abklärung ob Ama (Stoffwechselzwischenprodukte) vorhanden ist, denn bei Ama-Belastung ist die Ausleitung kontraindiziert. Daher muss eine Ama-Beseitigung mittels „dipana“ (agni entzündende Dravyas) und „pacana“ (agni kochende Dravyas welche vollständige Transformation bewirken) einem Panchakarma-Prozess vorgeschaltet werden. (7) Snehana, die innere und äussere Ölung wird als Vorbereitung verwendet um den Koörper mit Fetten zu sättigen. Da Fett die Zellmembran gut durchdringen kann, verdrängt es „alte“ Fette mit gebundenen pathologischen Faktoren. Diese können vom Körper dann einfach eliminiert werden. Auch wird der Körper gekräftigt für die zehrende Hauptbehandlung. Bei der inneren Ölung wird Ghee oral verabreicht (abhyantara) über einige Tage und bei der äusseren, externen Ölung wird über die Haut gearbeitet (bahya). „Durch die Svedana (Schwitztherapie) werden die Srotas geöffnet, Bindungen gelockert und gelöst und die Leitfähigkeit der Körperkanäle erhöht.“ (8) Somit können die von den Fetten gelösten Faktoren abtransportiert werden.

Die Hauptbehandlungen (pradhana-karma)

„Wurde der Körper gut vorbereitet, dann kann jetzt eines der fünf Ausleitungsverfahren der Diagnose entsprechend angewendet werden.“ (9)

Vamana: Entfernt Kapha, welches sich vor allem in den Atemwegen ansammelt mittels medizinischem Erbrechen.

Virechana: Befreit von Pitta Akkumulationen und reinigt den Magen-Darm Trakt durch ein kräftiges Abführen. Meist wird Rizinusöl dazu verwendet, da es die Darmschleimhaut reizt und die Aufnahme von Natrium und Wasser aus dem Darm wirkunsvoll hemmt. (11)

Bastis: „Wird als die Mutter der Panchakarma-Verfahren gesehen, da es die gesammelten Giftstoffe aus allen drei Doshas, durch den Darm ausführt.“ (12) Es gibt wässrige (niruha) oder ölige (anuvasana) Bastis. Diese sind beide gut geeignet um alle drei Doshas aus dem Körper zu leiten. Besonders gut sind sie aber für Vata. „

Wenn beide Bastis im Wechsel verabreicht werden, stellt sich ein Synergieeffekt ein wie eine Darmsanierung. Diese können auch separat von einer Panchakarma Kur verabreicht werden und zeigen keine Nebenwirkungen.

Nasya: Die Nase ist das Tor zum Gehirn und zum Bewusstsein. Ein Überschuss an physisch angesammelten Doshas in Nebenhöhlen, Hals, Nase oder Kopfbereich wird durch die Gabe von mediziniertem Öl in die Nase ausgeleitet.(12) Die Nasya kann auch als tägliche Routine angewendet werden (dina-carya). Es können Nasyas mit fettigen Substanzen (navana) verabreicht werden oder aber auch mit flüssigen Substanzen (avapida), medizinierten Pulvern (dhamapana) oder Rauch/Dampfinhalationen (dhuma).

Rakta Moksana: Wird im Ayurveda meist als Blutegeltherapie (jalauka) angewendet und entfernt pathologisches Blut aus dem Körper. Klassisch werden ebenfalls noch der Aderlass (sira-vedha) und das blutige Schröpfen mit Hörnern (srnga) und Kürbisarten (alabu) zur Blutreinigung beschrieben.


Die Nachbehandlung (pascat-karma)

„Nach einer Panchakarma Therapie besteht die Nachbehandlung aus drei Schritten. Als erstes wird das Verdauungsfeuer mit leichter Ernährung wieder aufgebaut. Gleichgewicht zu stabilisieren, wird mit dem Patienten ein Plan für geeignete Ernährung und Lebensstil besprochen. Liegen noch Gesundheitsstörungen vor, kommen ayurvedische Präparate zum Einsatz. Der letzte Schritt ist die Einnahme von Rasayanas. Das sind ayurvedische Präparate, die sich nicht gegen Krankheiten richten, sondern die Gesundheit stärken. Nach einer Reinigung der Gewebe durch Panchakarma ist es der richtige Zeitpunkt, mit Rasayanas die Gewebe so zu stärken, dass sie gegen Krankheiten und den Alterungsvorgang widerstandsfähiger sind.“ (14) Während der Zeit der Nachbehandlung ist viel körperliche und geistige Ruhe sehr wichtig, mindestens so lange wie das Panchakarma gedauert hat.

Die positiven Wirkungen einer Panchakarma

Gemäss Caraka-Samhita werden die positiven Wirkungen einer Ausleitungstherapie kurz und bündig beschrieben: „Eliminiert die Doshas, heilt Krankheiten, gibt Stärke, einen schönen Teint und ein langes Leben.“ (15)

Wie gelingt es der Ayurveda-Medizin die im Körper angesammelten, belastenden Substanzen effektiv auszuleiten?

Die Akkumulation der Doshas in den Srotas (Transportkanäle) führt zu deren Verstopfung und somit zu einer Beeinträchtigung der Dhatus (Gewebe). Denn es können keine angesammelten, belastenden Substanzen von den Dahtus entfernt werden und gleichzeitig auch keine Nährstoffe zu diesen gelangen. Die Gewebe können sich nicht mehr regenerieren und Krankheiten entstehen.

Durch die intensive Vorbereitung, Ölung und Reinigung des Panchakarma werden die Srotas geöffnet und den überschüssigen Doshas den Weg frei gemacht. Somit können diese mit den Hauptbehandlungen (pradhana-karma) entfernt oder an den ursprünglichen Sitz zurück geleitet werden.


Literaturverzeichnis
www.aayushanti.com/index.php/panch-karma
Gupta/Stapelfeld/Rosenberg, Ayurveda Manualtherapie+Ausleitungsverf., 2006
www.ayurveda-verband.eu
Skript Ayurveda-Medizin, 4.Panchakarma
www.paracelsus-magazin.de/alle-ausgaben/68-heft-032013/1027-panchakarma-kur
www.ayurveda-journal.de/panchakarma-kur-ayurveda
www.rizinusoel.net/gegen-verstopfung
www.jaisiyaram.de/panchakarma
Caraka Samhita Vol.1

 

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